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Der Naturgarten lebt

Im Garten, wo sich Wurm und Ameise gute Nacht sagen

Wenn man sich mal einen Moment Zeit nimmt, inne hält und einfach nur beobachtet, was im Garten so vor sich geht, erkennt man, dass hier ein reges Leben und Arbeiten herrscht.

Der Regenwurm pflügt sich fleissig durch das Erdreich, lockert den Boden auf und kommt manchmal – auch wenn es gerade nicht regnet – einen kurzen Augenblick an die Erdoberfläche, um nach dem Wetter und den Nachbarn zu sehen. Die Gemeinen Feuerwanzen – sie sind übrigens in keinster Weise gemein sondern aus gärtnerischer Sicht vollkommen unschädlich – treffen sich derweil unter ihrer Lieblingslinde und sonnen sich. Die Ameisen sind währenddessen äusserst emsig, räumen heruntergefallenes Laub auf, schleppen Pflanzensamen als Nahrung in ihren Bau oder regulieren als Räuber die Bestände anderer Insekten. Dadurch beeinflussen Ameisenstaaten ihre Umwelt übrigens nachhaltig. Andere Ameisen ziehen los und «melken» Blattläuse, die Pflanzensaft saugen. Dieser Saft enthält viel Zucker und nur wenig Eiweiss. Nicht allen Zucker verwerten die Läuse, den überschüssigen Zucker scheiden sie als süssen Honigtau wieder aus. Im Gegenzug für den bescherten Zuckersaft beschützen die Ameisen ihre Läuse vor Fressfeinden.

Gartenplanung fängt bereits im Winter an.

Ein Naturgarten muss frühzeitig geplant werden

Auch Bienen sammeln Honigtau und produzieren daraus sogenannten Waldhonig. Hiervon hat weniger die Laus einen Vorteil als vielmehr wir Menschen. Bienen sammeln nicht nur Honigtau sondern auch Blütennektar auf Feld, Wiesen und im Garten. Bei dieser Gelegenheit bestäuben sie Bäume und Blumen mit den Pollen, die beim Sirup Saugen an ihnen haften bleiben. Bienen tragen damit in erheblichem Masse zum Erhalt von Wild- und Kulturpflanzen und deren Erträgen bei. Ihre ökologische und wirtschaftliche Bedeutung ist immens.

Der jährliche volkswirtschaftliche Nutzwert der Honigbiene wird in der Schweiz auf 330 Millionen Franken geschätzt.

Ohne Bienen kein Apfel und keine Zucchini

Viele Pflanzen verlassen sich bei der Fortpflanzung auf fremde Hilfe. Die Bestäubung ist die Voraussetzung für die Befruchtung und die Samenbildung. Im Laufe der Zeit haben sich viele Pflanzen auf die individuellen Vorlieben und physischen Merkmale ihrer Bestäuber angepasst. So locken viele Obstbaumblüten die Tiere mit süssem Nektar, leckeren Pollen und herrlichem Blütenduft an. Und die Bienen, Fliegen, Käfer, Schmetterlinge, aber auch Vögel und Fledermäuse kommen ihrer wichtigen Aufgabe, der Bestäubung der Blüten, gerne nach.

Ja, selbst die unbeliebten Wespen sind nützlich und spielen eine wichtige Rolle bei der Bestäubung.

Bei der Naturgarten-Planung berücksichtigen: Insekten sind mitbewohner

Bei der Naturgarten-Planung berücksichtigen: Insekten sind mitbewohner

Wenn die fleissigen Helferlein zur Plage werden

Wenn die emsigen Ameisen den Weg in die Küche finden, um dort verstreute Zuckerkörner aufzuräumen, die Wespen sich am Grillfleisch, an Kuchen und Saft gütlich tun oder der kleine Sohn barfuss über die Wiese gerannt und in eine Biene getreten ist, dann kommt es häufig zum Konflikt zwischen Wildnis und Mensch, der vom insektenfreien Garten träumt. Häufig wird jedoch dabei nicht bedacht, dass ohne Insekten und Würmer kein gesunder Garten bestehen kann.

Leider greifen die eifrigen Gärtner dann viel zu voreilig zu Insektenvernichtungsmitteln. Diese helfen jedoch nicht nur gegen die unerwünschten Schädlinge oder die störenden Lästlinge, sie töten und vertreiben auch die gewünschten Nützlinge.

Ein Insektenrefugium für Naturliebhaber

Ein naturbelassener Garten mit hohen Blumenwiesen stellt ein Schlaraffenland für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge dar. Weitere «leckere Futterpflanzen» in Beeten, Töpfen oder Schalen gepflanzt, bieten den Insekten weiteren Anreiz, den Garten zu besuchen. Wenn man darauf achtet, Frühjahrs-, Sommer- und Herbstblüher zu pflanzen, kann man den Insekten während der ganzen Flugsaison einen gedeckten Tisch bereithalten.

Im Frühling sind Zwiebelgewächse, wie z. B. Traubenhyazinten (Muscari) als Nektarspender sehr beliebt. Ein weiterer Frühblüher ist die Blut-Johannisbeere (Ribes sanguineum). Auch ihre Blüten ziehen Insekten an (und im Sommer kann man selbst die Früchte ernten). Auch blühende Küchenkräuter, wie Thymian (Thymus vulgaris), Oregano (Origanum vulgaris), Rosmarin(Rosmarinus officinalis) und Salbei (Salvia officinalis) werden von vielen Insekten geschätzt. Ausserdem können sie in der Küche eingesetzt werden, wobei sie meistens einen besseren Geschmack aufweisen, bevor sie blühen.

Im Sommer blühen beispielsweise: Rauher Alant (Inula hirta), Seifenkraut (Saponaria ocymoides), Knäuelglockenblume (Campanula glomerata) und andere Campanula.

Im Herbst werden Fetthenne (Sedum telephium), Kissenaster (Aster dumosus), Goldrute (Solidago vigaurea) und Teufelsabbiss (Succisa pratensis) von den Insekten geschätzt.

Nachdem es immer weniger Imker und immer weniger Honigbienen gibt, wird die Bestäubung durch andere Insekten immer wichtiger.

Ebenso wichtig ist es, den verbleibenden Insekten einen möglichst durchgängig reich gedeckten Tisch bzw. Garten zu bieten.

Ausserdem sollten wir Menschen den anderen Lebewesen mit Respekt und Achtung begegnen und versuchen, in friedlicher Koexistenz zu leben. Sprich, auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, Unkrautvernichtungsmitteln, Insektiziden und Fungiziden zu verzichten. Denn man vernichtet damit nicht nur die unerwünschten, verfressenen Raupen, sondern auch den geliebten farbenfrohen flatternden Schmetterling.

Quellen:

© Haus-planen.ch – überarbeitet am 09.12.2019 (ar)