Umwelttechnik – was sie ausmacht, warum sie so wichtig ist und wie es mit Jobs aussieht
Technische Anlagen, Geräte und Verfahren sind für uns und unseren Wohlstand essenziell. Allerdings bedeutet deren Nutzung auch immer einen Eingriff in die Umwelt. Damit gehen oft Umweltbelastungen einher, die weitreichende negative Folgen haben können. Doch Technik muss nicht nur das Problem, sondern kann mit umwelttechnischen Ansätzen auch Teil der Lösung sein. Klar ist: Wer heute baut, sollte auch Umwelttechnik berücksichtigen.
Die Themen im Überblick:
Klicke hier, um Ihren eigenen Text einzufügen
Umwelttechnik: Umwelt mit Technik gereinigt, geschützt und gefördert
Umwelttechnik: Was ist das genau?
Der umwelttechnische Bereich umfasst technische Anlagen, Systeme und Verfahren, die Umweltbelastungen vermeiden, verringern oder beheben sollen.
Im Kern geht es also um den Schutz der Umwelt mithilfe von Technik.
Deshalb finden oft auch Begriffe wie Umweltschutztechnik oder technischer Umweltschutz als Synonyme Verwendung. Die Grundlage bilden dabei oft Umwelttechnologien.
Der Einsatz von Umweltschutztechnik ist vielfältig und zielt nicht nur auf die Elemente Erde, Luft und Wasser, sondern etwa auch auf das Klima ab.
Warum benötigen wir überhaupt Umweltschutztechnik?
Industrielle Gesellschaften leben auf (zu) grossem Fuss: Techniken und Technologien, die uns das Leben erleichtern, haben häufig negative Konsequenzen für unsere Umwelt. Hier drohen bereits heute irreversible Schäden, die das (Über-)Leben erschweren oder bedrohen.
Aktuelle Herausforderungen für Ökosysteme sind in diesem Zusammenhang unter anderem der seit Jahrzehnten zunehmende
- Energie- und Ressourcenhunger,
- wachsende Abfallmengen oder der
- menschengemachte Klimawandel.
Das gilt nicht nur für die Schweiz, sondern im globalen Kontext.
Umweltschutztechniken sind eine Möglichkeit, diesen und anderen Herausforderungen zu begegnen und die negativen Folgen des Wirtschaftens zu beseitigen oder wenigstens zu minimieren.
So lassen sich mit umwelttechnischen Technologien etwa Emissionen senken und Energieverluste minimieren sowie Rohstoffe effizient wiederverwenden.
Techniken zum Umweltschutz sind dabei kein «nice to have», sondern vielmehr ein «Must-have». Denn bekanntlich benötigen wir mittel- und langfristig eine – möglichst intakte – Natur bzw. Umwelt zum Überleben, während diese selbst ganz gut ohne uns Menschen auskommen kann.
Daneben hat sich Umweltschutztechnik längst auch zu einem relevanten wirtschaftlichen Faktor entwickelt. Investitionen sind hier auch in ökonomischer Hinsicht sinnvoll bzw. lukrativ.
Allein im Bereich der erneuerbaren Energien – und damit in nur einem Umwelttechniksegment – sollen 2023 weltweit mittelbar und unmittelbar 16,2 Millionen Menschen gearbeitet haben.
Wie lassen sich Bereiche des technischen Umweltschutzes systematisieren?
Die Bereiche der Umweltschutztechnik sind zahlreich und komplex. Daher fällt eine Systematisierung schwierig. Diese ist aber sinnvoll, um ein besseres Verständnis für die Vielfalt von Techniken und Technologien zu gewinnen. Früher war es vor allem üblich, zwischen integriertem Umweltschutz auf der einen und den sogenannten «End-of-pipe-Technologien» auf der anderen Seite zu differenzieren.
Integrierter Umweltschutz
Dabei zielt der integrierte Umweltschutz darauf ab, Schäden durch möglichst umweltfreundliche Herstellungstechniken und Produkte zu minimieren.
«End-of-pipe-Technologien»
Dagegen handelt es sich bei den «End-of-pipe-Technologien» um nachträgliche Umweltschutzmassnahmen.
Die Unterscheidung bezieht sich also auf den Zeitpunkt des Einsatzes. Ein erweiterter Ansatz sieht eine weitergehende Unterscheidung in vier Bereiche vor, nämlich:
Ähnlich, aber nicht ganz deckungsgleich ist ein technologischer Ansatz der Differenzierung. Diesen wollen wir näher betrachten, da er die unterschiedlichen Umwelttechnikfelder verdeutlicht. Demnach lassen sich umwelttechnische Technologien aufgliedern in:
Versorgungstechnologien aufbauen – Umwelt schonen
Vorsorgetechnologien
Die Vorsorgetechnologien zielen auf das ab, was wir bereits mit integriertem Umweltschutz skizziert haben.
Ziel ist es, Emissionen zu vermeiden oder zumindest zu minimieren.
Zentrale Themenfelder sind dabei
- eine möglichst saubere Produktion,
- eine hohe Energie- und Prozesseffizienz sowie
- ein Produktdesign, das auch Umweltbelange berücksichtigt («Eco-Design»).
Reinigungs- und Entsorgungstechnologien
Dagegen setzten die Reinigungs- und Entsorgungstechnologien an, wenn bereits Umweltschäden entstanden sind. Sie kommen nicht nur zum Einsatz, wenn Akteure auf Vorsorgetechnologien verzichten, sondern ergänzen diese auch.
Hierbei geht es etwa darum, dreckige Abwässer zu reinigen, industrielle Abluft zu filtern oder kontaminierte Böden aufzubereiten.
Kreislauftechnologien
Oft ist es cleverer, alte Materialien wiederzuverwenden, als neue Rohstoffe für die Materialherstellung zu fördern und zu verwenden. Das gilt häufig nicht nur in ökologischer, sondern auch in ökonomischer Hinsicht.
So können recycelte Materialien als Sekundärrohstoffe dienen. Zentrale Themenbereiche sind hier Recycling, Rückbau und Rückgewinnungstechniken – etwa von Energie und Wasser.
Systemtechnologien
Systemtechnologien sind etwas schwerer zu fassen, da sie über die klassische Umweltschutztechnik hinausreichen und mehrere Umweltbereiche verbinden. Typische Schnittstellen sind etwa
- Energie- und Gebäudetechnik oder
- Umweltmanagement und -recht.
Dieser Bereich verdeutlicht den interdisziplinären Ansatz des technischen Umweltschutzes.
Welche Themenkomplexe sind besonders wichtig?
Die Umweltschutztechnik ist vielfältig und facettenreich. Es gibt jedoch einige Segmente, deren Relevanz besonders gross ist.
Erdbau, Rückbau und Umweltschutztechnik
Wirtschaften beginnt meistens mit dem Bau der benötigten Strukturen.
Die Grundlagen des Bauwesens aus umwelttechnischer Sicht sind heute nicht nur der Erdbau, sondern auch der anschliessende Rückbau. In der Schweiz ist die Bautätigkeit (noch) für über 80 Prozent des anfallenden Abfalls verantwortlich.
Dieser Wert lässt sich allerdings durch Recycling sowie umweltgerechten Rück- und Erdbau reduzieren. So werden durch selektiven Rückbau immer mehr Materialien wiederverwendet.
Umweltschutztechnik kann dabei helfen, etwaige Altlasten zu erkennen, Schadstoffe zu entfernen und unbelastetes Bauland zur Verfügung zu stellen.
Energie und Umwelttechnik
Was Blut für den Körper ist, ist Energie für moderne Gesellschaften wie die Schweiz. Doch die Energieerzeugung geschah in der Vergangenheit oft wenig umweltverträglich.
Energietechnik und Umwelt müssen keine Gegensätze sein.
Klassische Kraftwerke können mit modernen Technologien – etwa durch Hochleistungsfilter – nicht nur umweltschonender Energie erzeugen. Auch die umweltfreundliche Energieerzeugung durch Photovoltaik, Windkraft sowie die in der bergigen Schweiz besonders relevante Wasserkraft kann sich bei konsequenter Verfolgung einer grünen Energieerzeugung als Gamechanger erweisen.
Gebäude und Umwelttechnik
Gebäude verbrauchen viel Energie und tragen massgeblich zu klimaschädlichen Emissionen bei. Mit Massnahmen im Bereich Gebäude und Umwelttechnik lassen sich aber nicht nur Neubauten, sondern oft auch Altbauten energieeffizient sowie klima- und ressourcenschonend gestalten.
So ermöglichen Gebäudetechnik und ‑automatisierung eine effiziente Steuerung von Heizung, Licht sowie Lüftung und damit auch eine Senkung des Energiebedarfs. Mit modernen (Öko-)Technologien ausgestattete Fassaden sorgen schon heute dafür, dass Bewohner Energie sparen können, ohne dabei auf Komfort verzichten zu müssen.
Maschinenbau und Umwelttechnik
Hier geht es einerseits um die Entwicklung von Technologien und die Fertigung von Technik, die für weniger Umweltbelastungen sorgen.
Dazu zählen etwa Solar- und Windkraftanlagen, aber auch Filter- und Reinigungssysteme oder Recyclingautomaten. Andererseits zielen Initiativen in dieser Schnittstelle von Maschinenbau und Umwelttechnik darauf ab, Anlagen so zu optimieren, dass diese effizienter und ressourcenschonender arbeiten.
Umwelttechnik: Umdenken. Nachdenken. Vorausdenken. Umweltbewusst agieren.
Geschichte und Perspektiven des technischen Umweltschutzes
Schon lange Zeit bevor Begriffe wie Umweltschutztechnik oder -technologien existierten, wandten Menschen technische Massnahmen an, um auf Schädigungen der Umwelt zu reagieren. So bauten bereits einige antike Zivilisationen Abwasserkanäle. Dabei handelte es sich allerdings noch nicht um systematische Massnahmen zum Umweltschutz.
Zunächst geblendet von fabelhaften Produktionssteigerungen durch die Industrialisierung, erkannten die Menschen sukzessive, dass oft unmittelbar die Umwelt – und mittelbar auch die ganze Gesellschaft – die Zeche dafür zahlen musste. So dienten Schornsteine zunächst vor allem dazu, Umweltprobleme in Form von schädlichen Abgasen in andere Regionen zu verteilen. Erst später kamen hier die ersten einfachen Filtersysteme zum Einsatz.
Speziell in der Schweiz kam es zu der Belastung von Gewässern und Seen durch die Textil- und Chemieindustrie.
Die ersten Reaktionen waren lokal und eher informell. So dauerte es bis zum Jahr 1955, bis das Schweizer Parlament das erste Gewässerschutzgesetz verabschiedete. Zwar entstand die SVG als älteste Umweltvereinigung der Schweiz bereits 1917. Aber erst ab den 1960ern gerieten die negativen Auswirkungen von Umweltverschmutzung – flankiert durch wissenschaftliche Studien – in den Fokus.
Ab den 1990er Jahren etablierten sich Umwelttechnologien schliesslich als integraler Bestandteil des Umweltschutzes. Dabei kam es zu immer mehr umwelttechnologischen Schlüsselerfindungen wie Katalysatoren oder biologischen Reinigungsverfahren.
Seit 1997 existiert in der Schweiz eine staatliche Umwelttechnologieförderung. Diese förderte bis 2021 mit etwa 84 Millionen CHF 665 Projekte. Heute gibt es diverse supranationale bzw. globale Umweltverträge – etwa in Form von UN-Abkommen, deren Ziele ohne moderne Umweltschutztechnik kaum realisierbar sind.
Auch wenn der Umweltschutz vor allem in den USA derzeit eine Atempause einlegt, ist Umweltschutztechnik im globalen Kontext und nicht zuletzt in Europa und in der Schweiz auf dem Vormarsch. Das dürfte sich nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch auszahlen. Bereits 2012 rechnete das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) vor, dass die Umstellung auf eine grüne Wirtschaft, für die Umwelttechnologien unerlässlich sind, weltweit netto bis zu 60 Millionen Arbeitsplätze schaffen könnte.
Umwelttechnik und Berufe: Wie sieht die Situation in der Schweiz aus?
Der Bedarf an Arbeitskräften im Bereich der Umweltschutztechnik ist auch in der Schweiz gross und dürfte noch anwachsen.
Laut einer im Jahr 2023 durchgeführten Trendmonitor-Umfrage finden vier von fünf Schweizerinnen und Schweizern Arbeitsplätze im Sektor der Umwelttechnologien attraktiv und erwarten, dass vor allem Technologien im Segment der erneuerbaren Energien neue Jobs schaffen.
Dabei entstehen durch Umwelttechnik auch Berufe, die es zuvor nicht gab. So bilden Unternehmen aus der Solarbranche in der Schweiz seit 2024 Solarinstallateure (EFZ) und Solarmonteure (EBA) aus. Viel häufiger erfolgt aber die Erweiterung klassischer Berufsbilder um umwelttechnische Aspekte.
Auch im akademischen Bereich ist in den letzten Jahren die Anzahl an Studiengängen mit Verbindungen zur Umweltschutztechnik gestiegen, wobei die Umweltingenieurwissenschaften einen Schwerpunkt bilden. Hier können Interessierte etwa an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ethz.ch) oder der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (zhaw.ch) ein Studium aufnehmen. Speziell auf die Schnittstelle von (erneuerbarer) Energie und Umwelttechnik konzentrieren sich mit Studienangeboten die:
Umwelttechnik heute: Tipps im Web
Toggenburger.ch: Umwelttechnik in der ganzen Schweiz
- Bodenwaschanlagen
- Deponien
- Entsorgungslogistik
- Baustoffkreislauf
Industrie-Produkte.ch: Umwelttechnik – Geschichtlicher Hintergrund, Entwicklung und Zukunft.
Man liest und sieht es in Zeitungen, im Fernsehen, in wissenschaftlichen Artikeln: In der Öffentlichkeit erlangte die Thematik der Umwelttechnik zunehmend an Bedeutung. Häufig wird sie in einem Atemzug mit Nachhaltigkeit und Ökologie genannt. Doch was ist Umwelttechnik eigentlich und warum scheint sie so bedeutend zu sein?
Quellen:
- bafu.admin.ch
- bildung-schweiz.ch
- blog.nationalmuseum.ch
- eesi.org
- fhnw.ch
- green-forum.eu
- stiebel-eltron.ch
- studienwahl.zh.ch
- svg-umwelt.ch
- uhrig-bau.eu
- Häberle, Gregor u. a. «Fachwissen Umwelttechnik.» Europa-Lehrmittel. 9. Auflage 2024.
© haus-planen.ch, 17.10.2025 – Autorenteam











