Was ist Biodiversität? Warum ist sie so wichtig?
Immer wieder fällt das Wort Biodiversität. Und wie wichtig sie sei. Doch was bedeutet dieser Begriff genau? Ist Biodiversität nicht etwas für fanatische Naturschützer? Was geht uns das an? Ganz einfach zusammengefasst ist Biodiversität der Motor des Lebens, etwas ganz Grundlegendes, das unsere Welt am Laufen hält. Könnte also echt wichtig sein!
Die Themen im Überblick:
Biodiverstitä im Garten: Tagpfauenauge lieben Weiden, Huflattich, Schlehen und Löwenzahn. Im Sommer besuchen sie mit Vorliebe rote und blauviolette Blüten.
Was bedeutet Biodiversität?
Biodiversität bedeutet so viel wie die Vielfalt aller Lebewesen, von mirkoskopisch klein bis furchteinflössend gross. Von Natur aus ist alles in einem Gleichgewicht, das sich fortlaufend selbst reguliert. Jedes Lebewesen, und sei es noch so klein, hat seine spezifische Aufgabe. Denken wir nur an unsere Darmbakterien. Wie essenziell eine ausgegelichene Darmflora für unsere Gesundheit ist. Gerät sie aus dem Gleichgewicht, können wir ernsthaft erkranken.
Und so funktioniert es in der gesamten Natur: Ich gebe, was ich habe und bekomme, was ich brauche. Es kann auch sein, dass ich gefressen werde. Dann brauche ich nichts mehr …
So sind die verschiedenen Arten von Lebewesen miteinander verbunden. Doch da ist nicht nur Fressen und Gefressenwerden. Es bestehen auch Gemeinschaften, wo jeder von jedem profitiert. Beispiel Biene und Blume:
Die Biene holt sich Nektar, im Gegenzug bestäubt sie die Blüte: win – win!
Je mehr Arten einander so gegenseitig unterstützen, desto stabiler ist die Gemeinschaft. Nicht nur die Wirtschaft hat erkannt, wie gefährlich es ist, von nur einem Dienstleister oder Kunden abhängig zu sein. Die Natur weiss das schon lange: Ein System funktioniert nur dann, wenn es eine ausreichende Anzahl solcher – einander gegenseitig unterstützender – Gemeinschaften gibt. Eine Art, die nur von einer einzigen anderen abhängig ist, ist gefährdet!
Biodiversität: Lauch ist bei Insekten sehr beliebt
Warum ist Biodiversität wichtig?
Was stört es uns, dass es Jede Art, die wegstirbt, schwächt den natürlichen Kreislauf. Deshalb ist auch die Vielfalt der Lebensräume wichtig: Wälder, Moore, Auen und auch die bekannten fernen Korallenriffe. Brechen sie immer mehr weg, gerät das ganze System von «unten» her ins Wanken. Alles, was wir brauchen, stammt aus der Natur. Überall arbeitet sie rund um die Uhr kostenlos für uns. Sie schenkt uns die Luft zum Atmen, sauberes Wasser und produziert unsere Nahrung.
Natürlich sind wir als Menschen ganz am Schluss der Nahrungskette. Doch je mehr weiter vorne immer wegbricht, desto mehr bekommen auch wir es zu spüren.
Manchmal heisst es, die Natur schlage (irgendwann) zurück. Stimmt das?
Ich finde, die Natur ist einfach. Sie kann nicht anders, als ihren Gesetzen zu folgen. Wer die eigentliche Wahl hat, sind – wenn schon – wir!
Bevor eine Art ausstirbt, verarmt sie genetisch. Durch die immer kleiner werdende Anzahl wird das Erbgut immer ärmer und den verbleibenden Lebewesen fehlt es zunehmend an Widerstandskraft (Inzucht).
Greenpeace bezeichnet das Artensterben als eine der grössten Krisen unserer Zeit.
Eine Schwalbenschwanz-Raupe, die sich im Fenchel ernährt und auch die Wilde Möhre sehr liebt
Wie können wir die Biodiversität unterstützen?
Um die Biodiversität zu unterstützen, reicht bereits eine kleine Grünfläche:
- ein Balkon,
- eine Terrasse oder
- ein kleines oder bestenfalls natürlich auch ein grösseres Stück Garten.
Mit einfachen Mitteln können wir einen kleinen Lebensraum schaffen, der Nahrung und vielleicht sogar Unterschlupf für Insekten oder andere Tiere bietet. Je mehr verschiedene Arten wir anbauen, desto besser. So besteht ein breites Nahrungsangebot und es können sich mit der Zeit eigene kleine Ökosysteme bilden.
Blumen, Kräuter und Gemüse können bereits auf kleinstem Raum angebaut werden.
Am besten einheimische Sorten wählen, da diese den Bedürfnissen der hiesigen Tiere am besten gerecht werden.
Auf Balkon oder Terrasse grosse Pflanzgefässe wählen.
So haben die Pflanzen genügend Freiraum über und unter und über der Erde und werden resistenter gegenüber Krankheiten und Schädlingen.
Wildblumen und auch sogenannte Unkräuter sind herzlich willkommen!
- Die Brennnessel beispielsweise fungiert als Wirt für das immer seltener werdende Tagpfauenauge. Vielleicht findet sich irgendwo eine kleine Ecke, wo sie uns nicht stört.
- Königskerze und Labkräuter bieten Nahrung für das Taubenschwänzchen, welches jedoch nicht wählerisch ist.
Der Rasen muss von diesem Aspekt her also gar nicht so sehr «gepflegt» werden.
Eine Wiese ist da viel wertvoller. Mit Gänseblümchen, Klee, Löwenzahn, Katzenäugchen, Spitzwegerich etc. Unkrauvertilger aller Art fallen somit weg, Kunstdünger und Pestizide ebenfalls, mit der Folge:
Kein unnötiger Schaden für Mensch, Tier und Umwelt!
Für Schädlingsbekämpfung gibt es viele natürliche Methoden
Zum Beispiel einen einfach herzustellenden Knoblauchsud zur Stärkung der Pflanzen und zur Bekämpfung von Läusen und Mehltau.
Wildhecken sind äusserst wertvoll, denn sie bieten Nahrung und Unterschlupf in einem.
Wenn sie blühen, spenden sie Nektar für Schmetterlinge und andere Insekten und die späteren Früchte oder Beeren sind ebenfalls ein gefundenes Fressen für hungrige Tiermäuler aller Art. Auch fungieren Sie als wirksamer Windschutz.
Wildhecke: Vogelhotel mit Vollpension. Auf Wunsch sogar mit Bodyguard (dornige Exemplare halten Nesträuber ab).
Quelle: wohllebens-waldakademie.de
Für Wildhecken eignen sich zum Beispiel Schwarzdorn, Hagebutte, Kornelkirsche, Haselnuss etc.
Wenn wir schon beim Thema Gastgewerbe sind:
Insektenhotels sind auch eine gute Sache. Allerdings dürfen sie nicht an der prallen Sonne hängen und es muss ebenfalls ein gutes Restaurant dazugehören, sprich ein blühendes Nahrungsangebot
Kühlenden Sichtschutz aus Pflanzen:
Pflanzen geben einen wirkungsvollen Sichtschutz ab, sorgen für Schatten und dazu noch für ein angenehmes Klima. Wenn Pflanzen ins Schwitzen geraten, geben sie – genau wie wir – Wasser ab, was sie selbst und auch ihre Umgebung angenehm kühlt.
Trockenmauern sind ökologisch ebenfalls sehr wertvoll.
Eine Mauer aus (Natur-)Steinen, die ohne Verbindungsmittel wie Zement oder Mörtel aufgeschichtet wird – eine alte Handwerkskunst. Trockenmauern sind wunderschöne Unikate in deren Zwischenräumen verschiedene Pflanzen und Tiere einen natürlichen Lebensraum finden.
Der Grosse Kohlweissling ist in ganz Europa beheimatet und ist einer der ersten Falter in unserem Garten
Fazit
Biodiversität bedeutet das Zusammenspiel aller Lebewesen und bildet somit unsere Lebensgrundlage. Durch unsere aggressive Nutzung von Raum und Boden ist sie akut gefährdet. Natürliche Lebensräume werden mehr und mehr verdrängt und der grossflächige Einsatz sogenannter Pflanzenschutzmittel hat bereits zahlreiche Tierarten massiv dezimiert. Die Zahl der Insekten und Vögel nimmt in besorgniserregendem Mass ab. Wer einen Balkon, eine Terrasse oder einen Garten hat, kann dem entgegenwirken. Im eigenen Verantwortungsbereich eine kleine Insel schaffen, die kleinen und grösseren Lebewesen Nahrung und Schutz bietet. Und zudem mithilft, die verschiedenen natürlichen Lebensräume wieder besser miteinander zu vernetzen.
© haus-planen.ch, 4.7.2025, Tabea Räber
Autorin
Tabea Räber, Texterin, Hobbygärtnerin, gerne Köchin und Geniesserin, ruhender Pol und Orthografie-und-Grammatik-Prüferin, u. a. bei haus-planen.ch.
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