Seit einigen Monaten sind wir stolze Gartenbesitzer. Mit grosser Freude laden wir Freunde, Verwandte und Bekannte zum Gärtnern und Grillieren ein und freuen uns riesig über die helfenden Hände und die zahlreichen Tipps.
Meine Aufgabe in unserem Garten besteht darin, Unkraut – oder das, was ich dafür halte – zu entfernen. Und so knie ich manchmal zwischen den Himbeerranken oder im Gemüsebeet und rupfe schweren Herzens gesundes Grünzeug aus der Erde. Nun gibt es – zum Glück für unsere Gartenflora – nur wenige Pflanzenarten, die ich eindeutig bestimmen kann und denen ich das Bleiberecht in unserem Garten abspreche. Dazu gehören die Grosse Brennnessel (Urtica dioica) und der Löwenzahn (Taraxacum officinale). So schön ich die gelben Blümchen finde und so gerne ich auch die Flugschirme von den Pusteblumen puste, so sehr möchte ich doch auch vermeiden, dass die gelbe Pracht komplett die Herrschaft über unseren Garten übernimmt. Und die Brennnesseln müssen mir weichen, weil die Quaddeln auf meinem Unterarm auch nach über einer Woche noch jucken. Mein Mann reisst Brennnesseln jedoch nur aus hehren Gründen aus und stellt daraus biologischen Dünger sowie Pflanzenschutzmittel her.
Brennnesseln im biologischen Gartenbau
Brennnessel-Extrakt als Pflanzenschutzmittel:
Der Kaltwasserauszug aus Brennnesseln dient der Pflanzenstärkung und hilft gegen beissende und saugende Insekten. Um den Extrakt herzustellen, weicht man etwas ein Kilo zerkleinerte Brennnesseln in zehn Liter kaltem Wasser ein. Am nächsten Tag siebt man den Kaltwasserextrakt ab und spritzt ihn auf die Pflanzen.
Brennnessel-Jauche als Dünger:
Ein sehr guter biologischer Pflanzendünger ist Brennnessel-Jauche. Die Jauche aus Brennnesseln muss bei warmem Wetter mindestens für zwei Wochen gären. Dazu gibt man einen Teil der frischen, grob zerkleinerten Pflanzen in eine Tonne aus Holz oder Kunststoff und giesst mit zehn Teilen Wasser auf. Der Gärungsprozess beginnt, je nach Temperatur, nach ungefähr ein oder zwei Tagen. Man erkennt dies an der Schaum- und Bläschenbildung an der Oberfläche. Der Gärprozess benötigt reichlich Sauerstoff. Damit die Jauche schneller vergärt, sollte man sie regelmässig umrühren. Sobald sie nicht mehr schäumt, ist sie fertig und kann mit der Giesskanne als Dünger ausgebracht werden. Dabei sollte man darauf achten, dass man die zu düngenden Pflanzen nicht mit der Brennnessel-Jauche begiesst. Aufgrund des hohen Nährstoffgehalts kann es sonst zu Verbrennungsschäden kommen.
Naturgarten: Lebensraum für Pflanzen und Tiere
Abgesehen von der Tatsache, dass ich die meisten Pflanzen in unserem Garten nicht bestimmen kann, lasse ich die meisten Gewächse einfach wachsen.
Die Blumen, Kräuter und Stauden wissen sicherlich weit besser als ich, wo sie sich wohlfühlen und wo sie gerne wachsen möchten. Ausserdem könnte es sich dabei um Gartenkräuter, Heilpflanzen, Gemüse oder Blumen handeln, die man ja noch brauchen könnte. Diese Pflanzen als Unkraut zu bezeichnen – nur weil sie uns Gärtnern nicht in den Kram passen – finde ich ziemlich arrogant. Schliesslich bieten sie Hummeln, Bienen und den zahlreichen anderen Insekten (die ich auch noch nicht bestimmen kann) Nahrung und Schutz. Ich war übrigens überrascht, dass unsere aufgehängten Insektenhotels umgehend bevölkert wurden. Es besteht also auch bei den kleinen Gartenbewohnern ein grosser Bedarf an schönem Wohnraum.
Bei der Gartenplanung berücksichtigen: Insekten sind Mitbewohner
Um die heimische Tier- und Pflanzenwelt zu unterstützen, finde ich es wichtig, einen Garten so natürlich wie möglich zu gestalten, nur wenig in die Natur einzugreifen und der Flora und Fauna im Garten viel Raum zum Leben zu geben.
Einen Naturgarten, in dem Blumen, Stauden und Bäume einen möglichst natürlichen Lebensraum finden können, kann man auch von spezialisierten Gartenbauern, die beispielsweise das Bioterra-Label führen, anlegen lassen.
Im Raum Zürich fördern die Spezialisten der GGZ – Gartenbau Genossenschaft Zürich – den biologischen Anbau und setzen sich für den Erhalt der Natur ein. Gerne legen Ihnen die Gartenbauer einen Naturgarten an, in dem sich alle – Menschen, Tiere und Pflanzen – gleichermassen wohl fühlen können.
© Haus-planen.ch – überarbeitet am 22.10.2019 (ar)
Links und Quellenangaben: